Mittwoch, 15. Juni 2011

Wenn Schweine fliegen: Datenschutz gestern und heute ...

1987 gab es in Deutschland Bürgerproteste und eine Boykottbewegung. Das Ganze schlug gesellschaftspolitische Wellen, es war nicht zu überhören. Die Vorgeschichte dieser Ereignisse beschäftigte sogar das Bundesverfassungsgericht, das von mehr als 1.200 Bürgern in dieser Sache angerufen wurde und das schließlich eine grundlegende Überarbeitung und Terminverschiebung der ganzen Aktion anordnete. Das alles geschah aus Anlass der Volkszählung von 1987 in Deutschland. Viele weitere, sachliche Infos und eine schöne Anekdote hierzu finden Sie hier: https://www.zensus2011.de/der-zensus-2011/artikel/die-volkszaehlung-1987.html — dort steht auch ein Muster des Fragebogens von 1987 zum Download bereit.

Und weshalb sollte Sie das interessieren? Weil man heute über die meisten Menschen in Deutschland problemlos mehr und auch sehr viel persönlichere Informationen sammeln kann, als damals von staatlicher Seite abgefragt wurden. Selbst wenn man kein Hacker ist und keine illegalen Methoden nutzt, steht in Zeiten von Facebook, Xing und allerhand schnellen Suchmaschinen die Tür der meisten Bürger weiter offen, als diese glauben. Dass es immer wieder zu Grenzüberschreitungen kommt, dafür ist die automatische Gesichtserkennung bei Facebook nur das jüngste Beispiel in einer ganzen Reihe von Meldungen der jüngeren Zeit, die das eindrucksvoll illustrieren.

In den 1980er Jahren fürchteten viele Bürger den Überwachungsstaat und fühlten sich in ihrer Intimsphäre und ihrem Persönlichkeitsschutz etwa durch die Volkszählung massiv bedroht. Parteien sprachen sich je nach Ausrichtung für oder gegen die Volkszählung aus, Bürgerinitiativen wehrten sich gegen die »Ausschnüffelung« durch den Staat und in vielen Demonstrationen protestierten die Bürger gegen die geplante Erhebung. Heutzutage sind staatliche Behörden und Autoritäten dagegen im Grunde schon kleine Lichter, wenn es um das Sammeln von Daten geht.

Heute geben dafür viele unserer Mitmenschen, von denen wir das nie gedacht hätten, ihre persönlichen Daten vollkommen freiwillig im Internet preis. Sie veröffentlichen die (peinlichen) Fotos von der letzten Party ebenso, wie allerlei persönliche Vorlieben, ihren Musikgeschmack, Wunschlisten, Reisepläne, sexuelle Präferenzen oder gern auch ihren aktuellen Aufenthaltsort. Wozu die ganze Aufregung? Man hat ja schließlich nichts zu verbergen, heißt es.

Aus heutiger Sicht ist also der damalige Protest kaum noch vorstellbar — ganz gleich, ob man ihn für sinnvoll und berechtigt hielt und heute noch hält, oder nicht. Eingeholt von Google, Apple und vielen anderen Diensten und Firmen, muten solche Proteste nun an, wie Signale aus einer anderen Welt. Heute mischt sich die Gegenwehr — wenn sie überhaupt noch vorhanden ist — mit Rachegelüsten und sie sucht anarchische, illegale Formen im virtuellen Raum: Wenn die zumindest am Rand der Legalität operierende Kinofilm-Streaming-Plattform Kino.to dicht gemacht wird, greifen Hacker eben die Website der Urheberrechtsorganisation GVU an und legen sie lahm.

Währenddessen ändert Mark »Facebook« Zuckerberg mal wieder die Nutzungsbedingungen seines angeblich sozialen Netzwerks und verkündet, dass man sich mit solchen Änderungen nur an die gesellschaftlichen Veränderungen anpasse. Ein paar Meilen weiter lässt Apple für seine iPhones ganz versehentlich ein Stück Software programmieren, das den Aufenthaltsort der Benutzer trackt. Kann ja mal passieren — ist bei Googles Android schließlich auch ganz aus Versehen reingeraten. Naja, in Zukunft ist das alles gar nicht mehr nötig, dann können Apple-Gerätebesitzer ihre Daten schließlich in der iCloud speichern, alles miteinander vernetzen und jederzeit und überall darauf zugreifen: Damit geben die Anwender dann quasi ihre Daten selbst zur Analyse bei Apple ab und das Unternehmen muss sie nicht erst umständlich aus den einzelnen Devices zurückholen. Bei Google geht das in ähnlicher Form ja schon länger.

In der Cloud lassen sich die Verhaltensmuster der Nutzer schließlich noch viel komfortabler, effektiver und zielgerichteter analysieren und auswerten — gleichgültig, ob es sich nun um eine Cloud von Apple, Google oder sonst wem handelt. Doch selbstverständlich ist das nur eine rein theoretische Möglichkeit.

Quelle:

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Mittwoch, 1. Juni 2011

Standardbitte bei der Fülle an unterschiedlichen A/V-Fileformaten ...

Es ist ein viel besungenes Thema in unserer Branche, dass es in jüngerer Zeit immer öfter an verbindlichen Standards mangelt. Statt dass in der digitalen Welt der Austausch von Signalen einfacher würde, wächst jeden Tag das Chaos weiter an: Da wird hier noch ein bisschen am Codec geschraubt und dort noch ein bisschen am Format gedreht oder gleich etwas ganz eigenes zusammengerührt.

Am Ende steht man als Anwender vor einem Berg von Files, von denen man zwar weiß, dass es sich um Video- und/oder Audiodateien handeln sollte, die man aber nicht abspielen  kann — zumindest nicht ohne den einen oder anderen Klimmzug und Umweg: Hier noch ein Plug-In suchen, herunterladen und installieren, dort noch Dateien transkodieren, statt einfach nur auf »Play« zu drücken oder zu klicken — so haben wir uns die Segnungen des digitalen, file-basierten Zeitalters nicht vorgestellt.

Ist Besserung in Sicht? Eher nicht, denn wie aus der Büchse der Pandora kommen immer weitere Plagen über die Branche: Formate, Codecs, File-Systeme, Dateitypen, die von der einen Software unterstützt werden und von der anderen eben nicht.

Zum Glück gibt es noch Inseln, auf die man sich zurückziehen kann, wo man sich auskennt, wo es feste, verbindliche Regeln und Standards gibt. So wie etwa die deutsche Sprache, die zwar durch die vor ein paar Jahren umgesetzte Rechtschreibreform etwas durcheinander geschüttelt und aufgeweicht wurde, die aber im Grunde immer noch verlässlich und stabil ist und eine vergleichsweise klare Kommunikation ermöglicht.

Und dann das: »Da Gmiasmo« steht auf dem Lieferwagen. Was soll das sein? Ein italienisches Restaurant? Nein, das ist bayerischer Dialekt und soll »Der Gemüsemann« heißen, analog zum lokalpatriotischen »Gmiaspfandl« auf der Karte rustikaler Gaststätten im Südosten Deutschlands. So zeigt sich auch im Alltag immer wieder, wie wichtig gemeinsame Standards sind. Wie würde sonst »Da Gmiasmo« den Weg zur »beinharten Bagaluten-Wiehnacht« in Kiel finden, falls er da mal hinmöchte?

Quelle:

http://www.film-tv-video.de/index.php?id=newsletterinfos

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