Montag, 16. April 2012

Lean Broadcasting ... das Thema auf der NAB 2012 in Las Vegas

In früheren Jahren stand das Generalthema der jeweiligen NAB spätestens am Sonntagabend fest, wenn die Pressekonferenzen der großen Hersteller vorüber waren. In diesem Jahr ist das anders: Es gibt zwar ein ganzes Bündel von Schlagworten und Themen, die immer wieder aufgerufen werden, aber es hat sich darunter kein wirklich großes, hervorstechendes, alles andere überragendes Generalthema herauskristallisiert.

Am häufigsten wird, insgesamt betrachtet, die Effizienz angesprochen: Wie lässt sich mit gleichem oder geringerem Aufwand mehr Output generieren? Wie kann man komplexe Aufgaben einfacher und schneller erledigen. Wie kann weiter automatisiert werden? Das klingt nun ganz und gar nicht mehr nach einer qualitätshungrigen, kreativen Branche von Technikfans, sondern nach einem Markt, in dem die Controller und Betriebswirtschaftler das Ruder komplett übernommen haben: Der Broadcast-Bereich präsentiert sich dadurch ganz klar freudloser und weniger faszinierend als bisher, aber wahrscheinlich ist dieser Prozess derzeit unvermeidlich und notwendig.

Dazu passt auch, dass noch viel mehr als bisher schon, der Einsatz von Standard-IT-Komponenten im Vordergrund steht: Selbst bei Quantel, wo spezialisierte Broadcast- und Postproduktion-Hardware stets als unabdingbar galt, gibt es plötzlich in allen Bereichen Software-Only-Lösungen, die Standard-IT-Hardware nutzen.

Selbst beim Thema 4K, das ebenfalls oft vorkommt, wird gern darauf verwiesen, dass effiziente 4K-Workflows nötig sind, um diese Technik auf breiterer Front durchzusetzen. File-basiert, software-zentriert, mit Standard-IT-Komponenten: So sieht wohl bei allem, was hinter der Kamera folgt, die Zukunft der Bewegtbildbranche aus. Und am anderen Ende? Dort wird der »Second Screen« propagiert, also Smartphone oder Tablet, die entweder unterwegs anstatt des TV-Geräts, oder zuhause parallel dazu genutzt werden. Und wie muss diese »Multi-Device«-Welt gefüttert werden? Natürlich möglichst effizient, per automatisiertem »IT-based Multiplatform-Playout«.

Das Thema Stereo-3D ist als Messethema übrigens durch: Außer bei Sony wurde es in den Pressekonferenzen nur noch am Rand, auf Nachfrage oder gar nicht mehr erwähnt. Weite Teile der Branche haben sich ganz offenbar — zumindest vorerst — daran sattgesehen.

Quelle:

http://www.film-tv-video.de/newsletterinfos.html

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Mittwoch, 14. Dezember 2011

"Verfolgungswahn" beim Surfen im Web ...? Das Tracking von Werbung kann dafür der Auslöser sein!

Dass Begriffe einen fast vollständigen Bedeutungswandel durchlaufen können, das weiß jeder, der mit Jugend- oder Szenesprache konfrontiert ist : »geil«, »krass« und »amtlich« sind Beispiele dafür, aber auch »gay« und »cool«. Erschwerend kommt hinzu, dass man in letzterem Fall vielleicht berücksichtigen sollte, dass das neue »cool« nun angeblich »swag« heißt — so lautet jedenfalls laut Langenscheidt-Verlag das ziemlich bedeutungsgleiche »Jugendwort 2011«. Manchmal werden aber auch altbekannte Begriffe durch veränderte Umstände mit einer Doppeldeutigkeit aufgeladen, die man bisher nicht wahrgenommen hatte. »Verfolgungswahn« etwa, beschreibt eigentlich eine psychische Störung, bei der sich der Betroffene verfolgt und beobachtet fühlt. Dieses unangenehme Gefühl kann einen aber heute auch ganz leicht beschleichen, wenn einem beim Surfen im Internet immer genau die Themen als Werbung angezeigt werden, nach denen man in den Tagen davor mal gesucht hatte. Und dahinter steht so etwas wie eine neue Art von »Verfolgungswahn« auf der Anbieterseite des Internets: das Tracking. Fast wahnhaft werden da Daten gesammelt, Bewegungspfade aufgezeichnet und Nutzerwanderungen nachverfolgt. Der Nutzer wird bei all seinen Aktivitäten getrackt, um ihm jederzeit zielgruppengenau die passenden Dinge anbieten zu können. Aber welchen Sinn ergibt es, wenn einem nach erfolgter Online-Buchung einer Reise ständig auch noch andere Reisen angeboten werden? Was fängt man mit der Information von Amazon an, dass die DVD, die man schon vor drei Jahren gekauft hat, nun um drei Euro billiger zu haben wäre? Und wer braucht, nachdem er sich online eine Regenhose gekauft hat, in den folgenden Wochen ständig weitere Regenhosen? Was ein menschlicher Verkäufer weiß, das können die digitalen Verkäufer eben (noch) nicht: Wirklich vernünftige Angebote machen. Aber vielleicht geht das ja irgendwann? Und bis dahin sammeln Facebook, Google und alle möglichen Ad-Netzwerke einfach schon mal Daten bis zum Abwinken und tracken, was das Zeug hält. Aber wollen wir als Internet-Nutzer überhaupt, dass wir nur das sehen, von dem jemand anders — und das kann im Zweifel auch ein Stück Software sein — festlegt, dass wir es sehen sollen? Immerhin bleibt uns als Internet-Nutzern vorerst noch die Wahl: Aushalten, oder regelmäßig alle unbekannten Cookies löschen. Quelle: http://www.film-tv-video.de/newsletterinfos.html

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"Verfolgungswahn" beim Surfen im Web ...? Das Tracking von Werbung kann dafür der Auslöser sein!

Dass Begriffe einen fast vollständigen Bedeutungswandel durchlaufen können, das weiß jeder, der mit Jugend- oder Szenesprache konfrontiert ist : »geil«, »krass« und »amtlich« sind Beispiele dafür, aber auch »gay« und »cool«. Erschwerend kommt hinzu, dass man in letzterem Fall vielleicht berücksichtigen sollte, dass das neue »cool« nun angeblich »swag« heißt — so lautet jedenfalls laut Langenscheidt-Verlag das ziemlich bedeutungsgleiche »Jugendwort 2011«. Manchmal werden aber auch altbekannte Begriffe durch veränderte Umstände mit einer Doppeldeutigkeit aufgeladen, die man bisher nicht wahrgenommen hatte. »Verfolgungswahn« etwa, beschreibt eigentlich eine psychische Störung, bei der sich der Betroffene verfolgt und beobachtet fühlt. Dieses unangenehme Gefühl kann einen aber heute auch ganz leicht beschleichen, wenn einem beim Surfen im Internet immer genau die Themen als Werbung angezeigt werden, nach denen man in den Tagen davor mal gesucht hatte. Und dahinter steht so etwas wie eine neue Art von »Verfolgungswahn« auf der Anbieterseite des Internets: das Tracking. Fast wahnhaft werden da Daten gesammelt, Bewegungspfade aufgezeichnet und Nutzerwanderungen nachverfolgt. Der Nutzer wird bei all seinen Aktivitäten getrackt, um ihm jederzeit zielgruppengenau die passenden Dinge anbieten zu können. Aber welchen Sinn ergibt es, wenn einem nach erfolgter Online-Buchung einer Reise ständig auch noch andere Reisen angeboten werden? Was fängt man mit der Information von Amazon an, dass die DVD, die man schon vor drei Jahren gekauft hat, nun um drei Euro billiger zu haben wäre? Und wer braucht, nachdem er sich online eine Regenhose gekauft hat, in den folgenden Wochen ständig weitere Regenhosen? Was ein menschlicher Verkäufer weiß, das können die digitalen Verkäufer eben (noch) nicht: Wirklich vernünftige Angebote machen. Aber vielleicht geht das ja irgendwann? Und bis dahin sammeln Facebook, Google und alle möglichen Ad-Netzwerke einfach schon mal Daten bis zum Abwinken und tracken, was das Zeug hält. Aber wollen wir als Internet-Nutzer überhaupt, dass wir nur das sehen, von dem jemand anders — und das kann im Zweifel auch ein Stück Software sein — festlegt, dass wir es sehen sollen? Immerhin bleibt uns als Internet-Nutzern vorerst noch die Wahl: Aushalten, oder regelmäßig alle unbekannten Cookies löschen. Quelle: http://www.film-tv-video.de/newsletterinfos.html

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Donnerstag, 8. Dezember 2011

TV1EU bietet cloud-basiertes Live-Transcoding ...

Das Besondere am cloud-basierten Live-Transcoding ist die Möglichkeit, mit nur einem an der »TV1EU Cloud« angelieferten Video-Stream diverse PCs/Macs, Smartphones, Tablets oder klassische Handys im jeweils passend transkodierten Stream-Format und in Echtzeit zu beliefern. TV1EU bietet mit seinem cloud-basierten Live-Transcoding die Möglichkeit, Live-Streams auf die gängigsten stationären und mobilen Endgeräte zu liefern. Früher musste für jedes Gerät ein eigens konfigurierter Stream schon im Vorfeld angeliefert werden. Durch die »TV1EU Cloud« ergeben sich laut Hersteller Einsparmöglichkeiten bei der Upload-Bandbreite und der Bearbeitungszeit, was im Umkehrschluss geringere Kosten bedeutet. Das cloud-basierte Live-Transcoding ist ein »Software as a Service«-Modul, das neben dem TV1EU Content Delivery Network (CDN) auch andere CDNs wie Akamai, Level(3), Limelight Networks und Live-Streaming-Portale wie Livestream.com, Ustream oder Justin.tv adressieren kann. TV1EU bietet vier Pakete an: • Basic Das Einstiegs-Paket beinhaltet die Transkodierung des Streams für Flash-, Apple-iOS- und Android-Systeme in den Profilen High und Medium. Die damit möglichen Formate decken technsich bereits 82 % aller verwendeten Smartphones ab.  • Basic + Apple App Store Ergänzend zu den beiden Profilen des Basic-Paketes sind die Profile »Low« und »Audio only« enthalten, um innerhalb einer Kunden-App, die über Apples App-Store distribuiert wird, ausgeliefert werden zu können. • Premium Mit diesem Paket, das alle Leistungen von »Basic + Apple App Store« umfasst, wird die Reichweite des Streams um Windows-Phone-Nutzer erhöht. • Maximum Das All-Inclusive-Paket steigert die Reichweite auf nahezu 100 %, da der Live-Stream auch für Blackberry und ältere Handys erzeugt und ausgeliefert wird. Quelle: http://www.film-tv-video.de/newsdetail+M5cc939af696.html

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Dienstag, 6. Dezember 2011

technischer Jahresrückblick 2011 ...

Anfang Dezember beginnen die TV-Sender üblicherweise mit ihren Jahresrückblicken. Zu früh? Aber schließlich gibt es ja auch schon seit September Weihnachtsmänner und Christstollen im Supermarkt. »If you can't beat them, join them« und deshalb — pünktlich zum Dezemberanfang: unser Jahresrückblick auf die allgemeinen Trends und Technik-Highlights der Branche. Im Januar brachte Panasonic den AG-AF101 auf den Markt und lieferte damit als einer der ersten Anbieter einen auch für Prosumer und Indie-Filmer bezahlbaren Camcorder in Single-Large-Sensor-Bauart aus. Der Camcorder stieß von Anfang an auf großes Interesse, doch dass damit der ohnehin schon anrollenden Single-Sensor-Welle noch das Schaumkrönchen aufgesetzt würde, hatte nicht jeder erwartet. Als Sony dann im Februar mit der Markteinführung des PMW-F3 nachzog und zur Jahresmitte den günstigeren NEX-FS100 mit gleichem Sensor aber anderem Mount nachschob, war zu erwarten, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht war. Tatsächlich kündigte dann Canon im November offiziell an, dass mit dem C300 ein SLS-Camcorder dieses Herstellers für 16.000 Euro kommen wird. Auch eine weitere Preis- und Leistungsstufe höher konnte man hier Bewegung sehen: Arri kündigte nach dem Lieferstart der Alexa Plus im ersten Quartal gleich noch zur NAB2011 die modulare Alexa M an und gab bei der IBC2011 einen Ausblick auf die Alexa Studio. Im Mai zog auch P+S-Technik in Richtung SLS-Kamera nach und stellt mit der X35 eine Mischung aus Single-Sensor- und Highspeed-Kamera vor. So viele Neuankündigungen in einem bis dato als relativ schmal und begrenzt betrachteten Produktbereich — und das kontinuierlich über das ganze Jahr verteilt: Hier tut sich was. Und das, obwohl es im März den Branchendämpfer des Jahres gegeben hatte: Angesichts von Erdbeben, Tsunami und Atomunfall traten — zumindest für viele und für einige Zeit — auch in unserer Branche die Techniktrends in den Hintergrund. Rasch war absehbar, dass die Ereignisse in Japan neben den schrecklichen Folgen für die unmittelbar betroffenen Menschen, auch Folgen für die Branche nach sich ziehen würden. Spätestens während der NAB in Las Vegas, dem Trendbarometer der Branche, wurde das überdeutlich: »The next big thing« ließ auf sich warten. Lieferschwierigkeiten zeichneten sich ab — und das keineswegs nur bei japanischen Herstellern. In manchen Bereichen der Branche, besonders natürlich auf der Herstellerseite, hinterließen diese Ereignisse klare Dellen. Um Stereo-3D wurde es im Lauf des Jahres ganz langsam schon wieder etwas ruhiger, der Dauerbrenner der vergangenen Jahre hat deutlich an Fahrt verloren. Stattdessen dominierten Themen wie cloud-basierte Workflows die Gespräche, aber auch ein erster Trend zur nächsten Stufe höherer Auflösung bei den Kameras war spürbar. Sony etwa präsentierte zur NAB2011 den 8K-Camcorder F65, Red zeigte Epic und JVC demonstrierte einen kleinen 4K-Camcorder. Und gleichzeitig schlug eine kleine, billige Mini-Kamera in der Branche ein: aus dem Lifestyle-Spielzeug GoPro Hero wurde plötzlich eine HD-Kamera für spezielle Einsatzzwecke. Den Sommer dominierte Apple mit der Ankündigung von Final Cut Pro X, was defacto als Rückzug aus der Profiwelt wahrgenommen wurde. Die folgenden Monate haben diese Einschätzung bestätigt, Final Cut Pro X spielt in der Profiwelt derzeit praktisch keine Rolle, es herrscht Skeptizismus gegenüber Apples Strategie im Profi-Videomarkt vor. Auf der inhaltlichen Seite überraschte im Sommer die Frauen-WM mit satten Einschaltquoten und sorgte aus Produktionssicht zumindest für einen kleinen Schub. Remote Production, wie sie wenig später bei der IBC2011 diskutiert wurde, spielte hier zwar noch keine Rolle, aber mittlerweile denken auch etablierte TV-Sender schon ganz offen darüber nach, bestimmte Sport-Events in der Zukunft mit solchen Konzepten zu übertragen. Die IBC2011 zeigte vielerlei, darunter aus das: Mittlerweile gibt es mehr Hersteller als je zuvor, die ultrakompakte Mini-HD-Kameras im Angebot haben. Diese Kameras erlauben ganz unterschiedliche Anwendungen, die auch jenseits vom Einbau in Stereo-3D-Rigs liegen. Und mit den zahlreichen WLAN- und Handy-Übertragungssystemen für Live-Video, die bei der IBC2011 gezeigt wurden, markierte die Messe in diesem Jahr vielleicht sogar den Start für eine neue Ära der Live-Berichterstattung: »Live-Übertragung aus dem Rucksack«. Kostengünstiger und einfacher Live-Video On Air zu bringen — der Anfang ist gemacht. Es gab schon Jahre, in denen die Branche viel weniger Aufregendes zu vermelden hatte — und das, obwohl dieses Jahr ja in Wahrheit noch gar nicht rum ist: film-tv-video.de jedenfalls hat in den verbleibenden Wochen noch einiges vor und hat sich nur scheinbar vom Jahresrückblickfieber anstecken lassen. Es stehen definitiv noch weitere interessante News an — und vielleicht sind ja sogar noch ganz große dabei. Das soll aber keineswegs als Anspielung auf die allgemein als »Schuldenkrise« bezeichneten Probleme von Staatshaushalten und Finanzsektor verstanden werden: Hier wünscht sich die Redaktion — wie wohl fast alle Leser — die der Vorweihnachtszeit angemessene ruhige und besinnliche Stimmung statt depressiver Ausblicke und Jahresendstress. Quelle: http://www.film-tv-video.de/newsletterinfos.html

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Dienstag, 11. Oktober 2011

Durcheinander in der aktuellen, digitalen Kameratechnik ...

Irrsal und Wirrsal: Die Kamerawelt ist durcheinander geraten. Fast nichts ist in diesem Bereich der Branche mehr so, wie es vor fünf Jahren war. Hier hat wahrhaft eine Revolution stattgefunden, die diesem Begriff auch gerecht wird.

Das manifestiert sich in den Produktpaletten der etablierten Anbieter und auch darin, dass es eine Vielzahl neuer Wettbewerber gibt. Alles scheint in Bewegung zu sein, an allen Ecken und Enden tut sich was. Einerseits werden Fotoapparate sogar dann eingesetzt, wenn für den Broadcast-  und Kinomarkt produziert wird. Gleichzeitig hat Arri schon 2.000 Alexas verkauft und Sony macht für seine Top-End-Kamera F65 Preise, die noch vor kurzem als unvorstellbar niedrig gegolten hätten.

Hand in Hand mit dieser Entwicklung haben sich auch die Workflows am Set und in der Postproduktion massiv verändert. Vieles wurde freier und offener, aber oft fehlen eben auch die verbindlichen Standards: Sie wurden teilweise von groben Vorstellungen darüber abgelöst, wie mit welchem Ausgangsmaterial idealerweise umgegangen werden sollte.

Klar scheint derzeit lediglich: Es wird eine immer größere Bandbreite an Equipment professionell genutzt. Die große Herausforderung besteht darin, für jedes Level die passenden Workflows zu finden. Und das gelingt dann am besten, wenn alle Beteiligten miteinander reden ...

Details finden Sie unter:

http://www.film-tv-video.de

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Mittwoch, 28. September 2011

Perspektiven für die digitale Postproduktion ...

In den vergangenen Jahren trieben die raschen Entwicklungen in der Postproduktion die ganze Branche an: Die meisten Impulse und Innovationen kamen aus diesem am weitesten von der IT durchdrungenen Marktbereich. Phasenweise sahen sich etwa die Camcorder-Hersteller gar genötigt, die passenden, von der Postproduction vorgegebenen Formate und Codecs zu integrieren, anstatt wie früher selbst die Vorgaben zu machen, nach denen sich die Postproduction-Hersteller richten und denen sie hin und wieder sogar hinterher hecheln mussten.


Nun kippt das Ganze mal wieder und zwar aus einem Grund, der die Anbieterseite insgesamt wenig erquickt: Die Software-Lösungen im Postproduction-Sektor sind mittlerweile zu großen Teilen in einem Preisbereich angekommen, in dem die Hersteller und Händler  nur noch wenig Spaß empfinden. Lohnt es sich da noch, ein großes Entwicklerteam zu beschäftigen, das Innovationen für eine kaum mehr wachsende Branch auf die Schiene setzt? In einem Bereich, den manche sogar schon als ziemlich ausentwickelt betrachten?


So wie sich heute kaum noch ein paar junge Wilde daran machen werden, die Tabellenkalkulation oder ein Schreibprogramm neu zu erfinden, sieht es im Grunde auch im professionellen Editing-Bereich aus.  Vielleicht ist das auch der eigentliche Grund dafür, was Apple aus Final Cut Pro gemacht hat: Final Cut Consumer nämlich, ein Schnittprogramm für jedermann, der - um es überspitzt zu sagen - nicht mit jahrelanger Schnitterfahrung belastet ist. Wachstum in den Massenmarkt nach dem Motto: Every home should have one.


Wenn Systeme, die noch vor Jahren für Beträge im sechsstelligen Euro-Bereich den Besitzer wechselten, mittlerweile für lau angeboten werden, bleibt eben auch nicht mehr viel übrig für die weitere Entwicklung von Softwares - zumindest nicht als Firmenzweck, also mit dem Ziel, direkt von den Verkaufserlösen der Software zu leben.
Und so waren es in diesem Jahr auch weniger die Produktneuerungen, als vielmehr die Nachrichten von neuen Firmenübernahmen und -ausrichtungen, die während der IBC den Postproduktionsmarkt dominierten.
So verkündete Adobe, dass man Technologien und Assets des Color-Grading- und Dailies-Spezialisten Iridas erworben habe. Defacto hat Adobe Iridas geschluckt: Alle Mitarbeiter wurden von Adobe angestellt, auch die Firmenköpfe Patrick Palmer und Lin Sebastian Kayser. Den dürren Worten der Adobe-Pressemitteilung ist zu entnehmen, dass die Technologien in zukünftige Versionen der Adobe-Komplettpakete übernommen werden sollen. Zu einem Gespräch über dieses Thema war während der IBC auf Adobe-Seite niemand bereit. Die Besitzer von Iridas-Systemen werden noch eine Weile Support erhalten - und wie es dann weitergeht, wird man sehen. Vielleicht wollte Adobe letztlich nur die Raw-Technologien von Iridas haben, vielleicht bleibt mehr von Iridas übrig.
Eines aber ist sicher: Adobe war in den vergangenen Monaten sehr aktiv im professionellen Markt unterwegs und konnte Apples Abkehr vom Profimarkt gut nutzen, um Nutzer zu bekehren. Mit attraktiven Crossgrades überzeugte Adobe selbst viele hartnäckige Premiere-Pro-Skeptiker, das Lager zu wechseln. Auch Avid hat nun sein ehemals zeitlich begrenztes Crossgrade verlängert und will jetzt dauerhaft Final-Cut-Crossgrades anbieten: wenn einer dem Markt den Rücken zukehrt, stehen die anderen eben schon bereit.
Apple selbst spricht freilich nicht von einer Abkehr vom Profi-Videomarkt - inoffiziell natürlich und nur im Briefing mit von Geheimhaltungsklauseln geknebelten Partnern, denn Offenheit und Dialog schätzt man bei Apple trotz allem »Mach es anders«-Gehabe nicht und vertritt intern  offenbar
auch die Auffassung, dass man beides nicht nötig habe. Den Endkunden knallt man einfach eine halbfertige, inkompatible Neuversion von Final Cut hin, die man als ultimative Revolution des Editings anpreist – und als Gnadenakt lässt man dann doch den telefonischen Verkauf der alten Version wieder anlaufen.


Weil aber niemand gern so deutlich auf die eigene Bedeutungslosigkeit hingewiesen wird, hat Apple damit viel Porzellan zerschlagen. Noch wollen es zwar viele der einst gehätschelten Videoprofis nicht wahrhaben, dass Apple sie zugunsten anderer, profitablerer Märkte ausgemustert hat. Wie an Strohhalme klammern sie sich an die Hoffnung, dass alles wieder gut
werde, wenn erstmal die fehlenden FCP-Features kommen. Aber tief in ihrem Inneren hat etwas einen Riss bekommen: das Vertrauen. Wie wichtig das besonders im Profi-Markt ist, musste auch Sony schon mal bitter lernen, wo man ebenfalls phasenweise den Kontakt zum Markt fast komplett verloren hatte und in eigenen Sphären schwebte. Bleibt zu hoffen, das nicht jede Generation erneut diesen Fehler machen muss.
Vertrauen unterliegt nun mal einem asymmetrischen Prozess: Es wächst ganz langsam und ist im Handumdrehen zerstört. Aber vielleicht schwebt den Marketingexperten der modernen Schule auch gar kein partnerschaftlicher, vertrauensvoller Umgang mit den Kunden mehr vor, sondern eher das Verhältnis eines Drogenhändlers zu einem Drogenabhängigen.

weitere Details finden Sie hier:

http://www.film-tv-video.de

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