Freitag, 16. Januar 2009

Internationale Filmproduktion mit Ottobrunner Kameratechnik


Der zum Großteil mit dem digitalen Kamerasystem SI-2K der Firma P+S Technik produzierte und bereits mehrfach preisgekrönte Film Slumdog Millionaire des renommierten Regisseurs Danny Boyle wurde nun auch mit vier der begehrten Golden Globes in den Kategorien bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch und beste Filmmusik ausgezeichnet.

Hinter dem großen Erfolg des Überraschungssiegers steckt neben der großartigen Story auch die Technik aus Ottobrunn bei München, die durch ihre Flexibilität und Effizienz bei der Erstellung und Bearbeitung von digitalem Filmmaterial Boyle’s außergewöhnliches Konzept für die Aufnahmen ermöglicht hat: Eine ganze Reihe von Sets in Mumbai waren real, das heißt in vielen Szenen war nur den Schauspielern und der Crew bekannt, dass am jeweiligen Set ein Kinofilm gedreht wurde. Die mit diesen Mitteln erreichte Authentizität der eindrucksvollen Bilder erwies sich als genial um der märchenhaften Story die nötige Glaubwürdigkeit zu verleihen.

Für die praktischen Umsetzung dieses filmkünstlerischen Stilmittels war die innovative Technologie aus Ottobrunn unverzichtbar. Es konnten nur professionelle Aufnahmegeräte verwendet werden, die nicht sofort als Kinokamera erkennbar sind, ansonsten wäre die Authentizität der unbedarften Komparsen und Golden Globe Gewinner auf der Strecke geblieben. Die Lösung war das digitale Kamerasystem SI-2K Mini (Bild), das vom Ottobrunner Kameraentwickler und -hersteller P+S Technik in Kooperation mit Silicon Imaging mit Sitz in New York entwickelt wurde. Dessen sogenannter Kamerakopf, der einen 2/3“ CMOS Bildsensor beherbergt vor dem dann die Optik montiert wird, kann vom Rest des Systems separiert werden. Die eigentlichen Bildverarbeitungs- und Aufnahmekomponenten können anderswo platziert werden, z.B. im Rucksack des Kameramanns. So kann das ‚Auge’ der digitalen Kamera vergleichbar mit kompakten Handkameras gehandhabt und bedient werden, aber bei Bedarf z.B. auch an einem Helm oder unter einem Zug montiert.
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Neben der Flexibilität der Kameratechnik erlaubt die digitale Kinematographie die nötige Qualitätskontrolle schon am Set, da das Filmmaterial sofort vor Ort gesichtet und bearbeitet werden kann. So ermöglicht die digitale Technik die Produktion und Handhabung auch großer Mengen verwendbaren Rohmaterials, bei den Dreharbeiten zu Slumdog Millionaire waren zeitweise gleich vier der vergleichsweise wirtschaftlichen SI-2K Kameras gleichzeitig im Einsatz. Zunächst war zwar geplant, den Film im Wesentlichen mit klassischen 35mm Kameras zu drehen und die neue Technologie lediglich für einzelne Szenen zu verwenden. Dann war Boyle jedoch so überzeugt von der enorm flexiblen Verwendbarkeit sowie von den Ergebnissen der SI-2K, dass letztendlich über die Hälfte des prämierten Films damit gedreht wurde.

Um neuen Technologien zum Durchbruch zu verhelfen braucht es auch immer Pioniere. Der britische Kameramann Anthony Dod Mantle ist bereits bekannt dafür, dass er als Kameramann neue Wege beschreitet. Dod Mantle’s „Assistent“ war der Berliner Stefan Ciupek, der als einer der renommiertesten Spezialisten für HD-Kameras und HD-Technik gilt. Die technische Ausrüstung kam von der Firma Pille Filmgeräteverleih (Wiesbaden/Köln), die nicht nur als erste bereit war, die neue Technik zu unterstützen, sondern deren Techniker die Kameras und Aufnahmegeräte speziell für die schwierigen Drehbedingungen in den heißen und beengten Slums von Mumbai in noch nicht dagewesener Weise aufwendig modifizierten. So wurden etwa allein zur Kühlung der digitalen Aufnahmegeräte täglich über 20 Kilo Trockeneis benötigt. Laut Wolfgang Damm, dem technischen Leiter der Modifikationsarbeiten bei Pille, ist die Firma für diesen Film bis „an die Grenzen des Machbaren“ gegangen.

Somit stellt Slumdog Millionaire aus technischer Sicht eine Zeitenwende dar: Es ist der erste Film mit besten Chancen auf eine Oskar-Nominierung, der im Wesentlichen digital produziert worden ist. Damit ist der Computer endgültig am Filmset angekommen.

Quellen:

www.fktg.de
www.pstechnik.de

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