Freitag, 30. Januar 2009

Umzug: RTL sendet künftig aus den alten Kölner Messehallen ...


[ug] Köln - Keine Feierstunde, keine Grußworte - eine festliche Zeremonie ist nicht geplant, wenn der Fernsehsender RTL am Sonntag (1. Februar) offiziell sein neues Domizil in den alten Kölner Rheinhallen übernimmt.

Die eigentliche Bauabnahme findet ohnehin erst im Laufe des Februars statt, sagte eine RTL-Sprecherin der Nachrichtenagentur ddp. Erst Ende des Jahres soll der Umzug des Senders abgeschlossen sein, der teilweise bei parallel laufendem Sendebetrieb aus den alten und neuen Studios in Köln abgewickelt wird.

Auf den rund 77 0000 Quadratmetern werden später etwa 2000 Mitarbeiter der Mediengruppe RTL Deutschland arbeiten. Sie gehören zu den Sendern RTL, Super RTL, Vox und N TV, dem Werbezeiten-Vermarkter IP Deutschland, RTL Interaktiv und dem infoNetwork, in dem RTL seine aktuellen Redaktionen zusammengefasst hat.

Einige dieser Mitarbeiter werden von ihren Arbeitsplätzen auf den Rhein und das Kölner Altstadt-Panorama schauen können. Weitere Teile des Areals werden von einem Versicherungskonzern genutzt.

Eigentlich hätte der Umzug schon im April vergangenen Jahres beginnen sollen. Allerdings gab es nach Angaben der Sparkasse Köln/Bonn "Verzögerungen in der Bauplanung und Bauumsetzung". Da der 1928 errichtete Messe-Turm und die rote Backsteinfassade unter Denkmalschutz stehen, musste der gesamte Gebäudekomplex entkernt werden. Die Sparkasse mietet die Hallen vom Investor, dem Oppenheim-Esch Fond, um sie anschließend an RTL unterzuvermieten.

RTL hatte 1988 seinen Firmensitz von Luxemburg an den Rhein verlegt. Ende der 90er Jahre zeichnete sich dann ab, dass dem Sender sein bisheriges Areal im Kölner Westen zu klein wurde. Um den neuen Standort kam es zum Poker zwischen Köln und der Nachbarstadt Hürth. Das von der Kölner Stadtverwaltung angebotene frühere Funkhaus der Deutschen Welle wurde von RTL ebenso verworfen wie das von der Branche wenig geliebte Fernsehzentrum Coloneum am Stadtrand.

Hürth legte ein Angebot vor, das neben einer vorhandenen Fernseh-Infrastruktur mit Studios und Büros auch günstigere Mieten und eine niedrigere Gewerbesteuer in Aussicht stellte. Dennoch entschied sich der Sender im Juli 2003, in Köln zu bleiben. Nach Angaben des damaligen RTL-Geschäftsführers Gerhard Zeiler war letztlich das Votum der rund 800 Mitarbeiter für Köln ausschlaggebend.

In Hürth reagierte man verstimmt und vermutete, dass die Kölner versteckte Subventionen für das prominente Medienunternehmen locker gemacht haben. Tatsächlich hatte Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) die Rheinhallen quasi im letzten Moment aus dem Hut gezaubert. Allerdings ahnte das Stadtoberhaupt damals nicht, dass sein vermeintlich großer Wurf kurz darauf Staatsanwaltschaft und EU-Kommission beschäftigen sollte.

Denn damit RTL überhaupt in die ehemaligen Messehallen am Rheinufer ziehen konnte, musste der ohnehin geplante Neubau der Nordhallen der Koelnmesse eilig vorgezogen werden. Sonst hätten Großveranstaltungen wie die lukrative Möbelmesse aus Platzmangel abgesagt werden müssen.

Also einigte sich die Stadt Köln kurzfristig mit dem Oppenheim-Esch-Fonds als Investor über den Bau der neuen Nordhallen und gab eine langfristige Mietgarantie in zweistelliger Millionenhöhe. Diese Miete sollte durch die Untervermietung der neuen Hallen an die Koelnmesse erwirtschaftet werden. Falls dabei aber nicht genug Geld hereinkommt, muss der Kölner Steuerzahler für das Defizit einspringen.

Wegen dieser Konstruktion wurde gegen Schramma und weitere städtische Mitarbeiter wegen Untreue ermittelt. Letztlich sah die Staatsanwaltschaft aber keine Anhaltspunkte für strafrechtliche Verfehlungen.

Anhaltenden Ärger gibt es hingegen mit der EU-Kommission. Sie verklagt Deutschland vor dem EU-Gerichtshof (EuGH) in Straßburg. Ihrer Auffassung nach handelt es sich bei den Nordhallen um einen öffentlichen Bauauftrag. Also hätte er gemäß den EU-Richtlinien europaweit ausgeschrieben werden müssen. Die Stadt Köln und das Bundeswirtschaftsministerium bestreiten das.

Sollte sich der aber der EuGH der Auffassung der Kommission anschließen, dann drohen der Stadt Köln Strafzahlungen bis zum dreistelligen Millionenbereich. (ddp)

Quelle:
http://www.digitalfernsehen.de

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