Ich habe vergessen, wie die Bewegung heißt, aber wozu sie dient, wird mir wahrscheinlich noch lange im Gedächtnis bleiben: Mit sanfter, leiser Stimme erklärt der Lehrgangsleiter, dass das schnelle nach schräg hinten schlagen der Schwertspitze ursprünglich dazu gedacht war, das Blut von der Klinge abzuschütteln.
Erst kürzlich habe ich Stunde um Stunde damit zugebracht, mit einem (Holz-)Schwert auf (imaginäre) Todfeinde einzuschlagen – ich habe gelernt, das Schwert weder zu locker, noch zu fest zu fassen, beim schnellen Ausfallschritt nie den Kontakt zum Boden zu verlieren und im letzten Moment die Handgelenke ein kleines bisschen nach innen zu drehen, um die gesamte Bewegungsenergie tatsächlich für den Schlag zu nutzen. Macht mich das zu einem gefährlichen Irren? Einem potenziellen Amokläufer?
Nach der Logik von CDU-Bundestagsabgeordneten wie Thomas Strobl, der nach der Konderporno-Sperre im Internet konsequenterweise nun auch Websperren für so genannte Killerspiele fordert, müsste ich mich mindestens verdächtig gemacht haben – zumal sich auf meinen Festplatten auch diverse einschlägige Dateien finden dürften.
Die Haltung, die sich in dieser Initiative ausdrückt, ist im Grunde genommen analog zur Weltsicht, die sich im Kampf der Familienministerin gegen Kinderpornos offenbart. Und die geht so: Da draußen lauert das Böse. Wir wollen das Böse hier nicht näher spezifizieren – wichtig ist, es ist da. Und wartet darauf, die Unschuldigen zu verderben. Um das Böse einzudämmen, muss man also möglichst wirksam verhindern, dass die Unschuldigen mit dem Bösen in Kontakt kommen. So einfach kann das Leben sein.
Auch wenn das an dieser Stelle vielleicht ein bisschen seltsam klingt: Man muss diesen Leuten dankbar sein, denn sie entlarven sich selbst. Irgendwie blöd ist natürlich, dass Gewalt eigentlich mittlerweile unsere Gesellschaft weitgehend durchdrungen hat. Man sieht Bilder von Gewalt in der Zeitung, im TV, im Kino. Aber wenn man nicht hinschaut, geht sie vielleicht wieder weg.
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