Freitag, 27. August 2010

Blick in die Alpen: Stereo-3D bei TPC in Zürich ...

Der Schweizer Broadcast-Dienstleister TPC hat auf der Basis von Quantels Pablo-System ein Businessmodell entwickelt, das Stereo-3D-Produktionen nicht nur technologisch, sondern auch wirtschaftlich interessant machen soll. film-tv-video.de war vor Ort.

 

TPC gehört zu den Technologie-Pionieren in Europa: So entwickelte und realisierte der Schweizer Broadcast-Dienstleister schon früh interessante Konzepte für anspruchsvolle HD-Produktionen. Es kann daher kaum verwundern, dass sich TPC derzeit auch intensiv mit Stereo-3D-Technik auseinandersetzt.

Sascha Klement, Leiter Business Development bei TPC, ist sich sicher, dass Stereo-3D auch für Broadcas­ter großes Potenzial habe, weiß aber auch um die Schwierigkeiten, diese Technologie voranzubringen: »Derzeit sind alle großen Broadcaster damit beschäftigt, ihre alten SD-Straßen auf HD umzustellen, was Geld und Ressourcen verschlingt. Wir versuchen deshalb mit neuen Konzepten und konkreten Business-Plänen aufzuzeigen, wie sich 3D trotzdem schon heute einsetzen lässt. Das ist reine Pionierarbeit.«

Wie kann ein solches Konzept aussehen? Die Antwort darauf erschließt sich besser, wenn man zunächst einen Schritt zurückgeht und fragt, welche Bereiche sich besonders gut für Stereo-3D-Produktionen eignen. Aus der Sicht von Sascha Klement sind das neben großen Events auch Imagefilme, etwa in der Autoindustrie oder im Tourismus. »Die Nachrichten des Tages werden wir wohl auch in Zukunft nicht in Stereo-3D sehen«, konstatiert Sascha Klement.

Mit dieser Sicht des Marktes im Hinterkopf und auf Basis einer analytischen Bestandsaufnahme, hat man sich bei TPC dazu entschieden, Stereo-3D von der Postproduktionsseite her aufzuzäumen. Aus Sicht von Sascha Klement und seinem Team gibt es nämlich gerade hier viele Engpässe, weil eine anspruchsvolle Stereo-3D-Nachbearbeitung viel Knowhow, aber auch teure Postproduction-Systeme erfordere – und beides eben keineswegs auf breiter Basis vorhanden sei.

TPC selbst arbeitet schon seit vielen Jahren mit verschiedenen eQ- und iQ-Systemen von Quantel und so lag die Idee nahe, auch bei Stereo-3D-Technologie auf Equipment von Quantel zu setzen. Das Unternehmen entschied sich also, in ein Pablo-Sys­tem zu investieren, dieses aber nicht als festinstallierte Suite zu betreiben, sondern als mobile Einheit zu konzipieren. Die mobile Technik bietet TPC zusammen mit dem Knowhow der eigenen Stereo-3D-Abteilung nun auch externen Kunden an.

Sascha Klement urteilt: »Quantels 3D-Option zu erlernen ist nicht aufwändig, aber es ist viel Erfahrung erforderlich, um ein gutes Resultat zu erzielen.« Mit dem Pablo-System, in das TPC Anfang des Jahres 2010 investierte, wurden schon mehrere Stereo-3D-Projekte realisiert, weitere sind schon fest geplant. Die Produktionen wurden und werden mit Partnern oder als Auftragsproduktionen für verschiedenen Kunden realisiert. »Dafür bieten sich auch Showroom-Projekte oder Werbeproduktionen in 3D an«, so Sascha Klement. Dabei soll das mobile Color-Grading-System Pablo jeweils in die bestehende Infrastruktur beim Endkunden integriert werden.

Um es auf den Kern zu reduzieren: TPC glaubt, dass man mit dem mobilen Pablo-System zum einen die eigene Auslastung verbessern, aber auch dazu beitragen kann, einen größeren Stereo-3D-Markt zu entwickeln. In der Stereo-3D-Akquisition ist TPC mit seinem Team zwar ebenfalls aktiv, doch Klement sagt auch ganz klar, dass man sich insbesondere bei Mehrkamera-Produktionen nicht als Vorreiter sehe.

Stereo-3D bei TPC

»Wir haben uns in den Anfängen zunächst in einem kleinen Team mit Stereo-3D beschäftigt«, führt Sascha Klement aus, »und haben aus unserer Postproduktionsgruppe heraus einen Pool von Leuten aufgebaut, die sich intensiv mit der neuen Technologie beschäftigt haben.«

Einer davon ist Donovan Courtney, der als 3D-Consultant für TPC 3D-Produktionen plant, Teams zusammenstellt und dann über die komplette Produktion hinweg betreut. Aus seiner Sicht ist ein funktionierendes Team bei Stereo-3D-Produktion noch notwendiger als bei einer ganz normalen Produktion, weil man eben in vielen Bereichen noch Neuland betrete und darauf angewiesen sei, Hand in Hand zu arbeiten.

Einer der faszinierenden Aspekte von Stereo-3D ist aus seiner Sicht die Entwicklung einer neuen Bildsprache, die es nun zu finden gilt. »Die richtige Bildsprache kann man aber letztlich nur finden, wenn man die Produktion sehr gut plant«, erklärt Courtney, »denn in Stereo-3D funktioniert die Redensart »fix it in the post« weniger denn je. Wenn bei der Aufzeichnung grundlegende Gestaltungsrichtlinien nicht beachtet und etwa die Konvergenzebene falsch positioniert wird, lässt sich dies in der Postproduction nur schwer oder gar nicht korrigieren – und in der Folge kann man dann eben auch sehr wenig mit dem Material experimentieren«.

Nicolas Sieber, Senior Editor Postproduction, hält das Color- und Depth-Grading in der Postproduction für einen zentralen Faktor um eine erfolgreichen Stereo-3D-Produktion zu schaffen. »Man muss beim 3D-Balancing immer zwei Kameras zueinander matchen, um eine Ausgangsebene fürs Color Grading zu haben. Nicht zuletzt deshalb haben wir uns mit Pablo für ein Tool entschieden, dass in diesem Bereich sehr gute Möglichkeiten eröffnet«, so Sieber. Der gesamte Workflow in der Post sei entscheidend – und bei Pablo sehr schlank und leistungsfähig ausgelegt: Beide Ströme werden jederzeit mitgeführt, es gibt einen Echtzeit-3D-Output und auch beim Depth Grading, wo es um die Tiefenwirkung der Bilder geht, liefert Pablo Echtzeit-Tools.

Ganz generell sind sich Courtney und Sieber einig, dass es bei einer Stereo-3D-Produktion einige grundlegende Dinge gebe, die man immer im Hinterkopf behalten sollte:  Wie ist die Tiefenwirkung einer Szene? Wie schaffe ich es, eine Tiefenlogik zu schaffen? Was soll vorne am Bildschirm, was auf dem Bildschirm, was dahinter zu sehen sein?

Beim Schnitt: Kann man von der einen auf die andere Szene schneiden, ohne dass dabei ein Tiefensprung entsteht? Passt das Balancing von linkem und rechtem Auge? Was soll am Schluss im Depth-Grading noch möglich sein und erreicht werden? Fragen, die man schon in einem möglichst frühen Stadium beantworten sollte, so die beiden TPC-Experten.

weitere Details finden Sie hier:

http://www.film-tv-video.de/newsdetail+M59dd1d75d08.html

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